Südmexiko-Newsletter Februar/März 2019

CHIAPAS

 

Bertolucci im Lakandonischen Regenwald

Foto: desinformémonos

Es ist etwa 17:30 Uhr am 31. Dezember. Ein heller Nachmittag. Als ob es sich um den Höhepunkt eines epischen Films von Bernardo Bertolucci handeln würde, winden sich die Truppen der 21. zapatistischen Infanteriedivision wie eine riesige Urwaldschlange, die sich martialisch auf dem Hauptplatz des „Caracol“ genannten zapatistischen Verwaltungssitzes im Ort La Realidad im Bundesstaat Chiapas zusammenrollt.

https://www.npla.de/poonal/bertolucci-im-lakandonischen-regenwald/

 

Zapatistas in Mexiko unter Beschuss

Neue sozialdemokratische Regierung behält repressiven Kurs gegen die linke Bewegung bei –
Analyse der nationalen Politik im Zusammenhang mit dem Konflikt in Aldama unter:

https://www.neues-deutschland.de/artikel/1112145.andres-lopez-obrador-zapatistas-in-mexiko-unter-beschuss.html?sstr=zapatistas|unter|beschuss

 

Nachricht der Zapatistinnen an die Frauen, die auf der ganzen Welt kämpfen

Das 2. Zapatistische Frauentreffen im März 2019 wird abgesagt aufgrund der aktuellen Bedrohungen und Angriffe, die von Paramilitärs ausgehen. Dies passiert auf dem Hintergrund neuer Megaprojekte, wie beispielsweise die Zugstrecke „Tren Maya“.

https://enlacezapatista.ezln.org.mx/2019/02/11/carta-de-las-zapatistas-a-las-mujeres-que-luchan-en-el-mundo/

GUERRERO

Entführte indigene Menschenrechtsaktivistin in Mexiko freigelassen

Vier Tage nach ihrem gewaltsamen Verschwinden in Guerrero sind die indigene Menschenrechts-verteidigerin Obtilia Eugenio Manuel und ihr Begleiter Hilario Cornelio Castro am 16. Februar wieder lebend aufgetaucht. Dem überraschend positiven Ausgang des Falls ging eine massive Kampagne voran, mit der mexikanische und internationale Menschenrechtsorganisationen auf die Suche der beiden vermissten Aktivisten aus Ayutla de los Libres drängten. An der Kampagne beteiligte sich auch die Deutsche Menschenrechts-koordination Mexiko.

https://amerika21.de/2019/02/222416/obtilia-mexiko-fei

 

Sonderstaatsanwaltschaft für den Fall Ayotzinapa in Mexiko

Über vier Jahre nach dem Verschwinden von 43 Studenten ist nun endlich die Etablierung einer Sonderstaatsanwaltschaft in der mexikanischen Ortschaft Ayotzinapa offiziell vereinbart worden.

https://amerika21.de/2019/02/221995/fiscalia-especial-ayotzinapa

 

 

 

WIDERSTAND GEGEN MEGAPROJEKTE

Samir Flores Soberanes: Mord an indigenem Aktivisten kurz vor Abstimmung über Kraftwerk

In den Morgenstunden des 20. Februar ist der indigene Aktivist Samir Flores Soberanes vor seinem Haus in Amilcingo, Morelos, durch Schüsse eines Mordkommandos hingerichtet worden. Der 36-jährige Nahua-Indigene war eine treibende Kraft im Widerstand der Gemeinden rund um den Vulkan Popocatépetl, die sich gegen die Installation einer Gaspipeline und zwei thermoelektrischer Kraftwerke wehren.

https://amerika21.de/2019/02/222612/mexiko-mord-soberanes-amlo

Auf Spanisch: Los de abajo. Consulta contra los pueblos de Morelos, Gloria Muñoz

https://www.jornada.com.mx/2019/02/23/opinion/012o1pol

 

Brief von CNI/CIG/EZLN zur Ermordung von Samir, auf Deutsch: https://enlacezapatista.ezln.org.mx/2019/02/25/verlautbarung-des-cni-cig-ezln-angesichts-der-ermordung-des-companero-samir-flores-soberanes/

Auf Deutsch: https://www.chiapas.eu/news.php?id=10196

Auf Spanisch: https://enlacezapatista.ezln.org.mx/2019/02/20/pronunciamiento-del-cni-cig-ezln-ante-el-asesinato-del-companero-samir-flores-soberanes/

 

Energieversorgung in Zapatas Heimat

„Diese waren Campesinos, die ihr Leben nicht ändern wollten und darum machten sie eine Revolution“. So beginnt die Zapata-Biographie von Womack. In einem einzigen Satz zeichnet er damit die kleinbäuerliche Identität. Eines der Hauptprobleme für die Campesinos und indigenen Völker, die Besitzer*innen der Hälfte des mexikanischen Territoriums sind, war und ist die Invasion ihres Landes und der Raub ihrer natürlichen Güter durch Extraktivismus- und Energieprojekte.

https://www.npla.de/allgemein/energieversorgung-in-zapatas-heimat/

 

Abstimmung über Kraftwerk bringt keine klare Entscheidung

Die umstrittene Umfrage über das Elektrizitäts-Kraftwerk Huexca in Zentralmexiko (Morelos), in deren Vorfeld ein Aktivist erschossen wurde, hat am vergangenen Wochenende stattgefunden jedoch keine Klarheit gebracht. Rund ein Dutzend Gemeinden, die sich wegen der unkalkulierten Umweltrisiken gegen das „Proyecto Integral Morelos“ (PIM) der mexikanischen Energiekommission wehren, führten verschiedene Protestaktionen durch.

https://amerika21.de/2019/03/222973/mexiko-umfrage-kraftwerk

 

 

VERSCHWUNDENE UND VERTRIEBENE

Mexiko sucht 40’000 Verschwundene

Die mexikanische Regierung hat in den ersten Februartagen eine umfassende Strategie vorgestellt, um das Schicksal der zahlreichen Personen aufzuklären, die in den letzten 12 Jahren des Drogenkriegs gewaltsam verschwanden. Das staatliche „Register der verschwundenen und nicht aufgefundenen Personen“ in Mexiko listet derzeit insgesamt

40 180 Menschen auf. Die Hauptaufgabe bei der Suche kommt der Nationalen Suchkommission (Comisión Nacional de Búsqueda, CNB) zu. Die Innenministerin Olga Sánchez Cordero besetzte am 9. Februar die Leitung dieser Kommission neu, und zwar mit der jungen Juristin Karla Quintana Osuna. Ein 11-Punkte-Plan soll die rasche Umsetzung des neuen Gesetzes zur Prävention und Untersuchung des Schicksals der Verschwundenen vorantreiben. Priorität habe die rasche Suche mit der Hoffnung, Personen lebend zu finden.

https://amerika21.de/2019/02/222034/mexiko-verschwundene

 

Massive Demonstrationen gegen Frauenentführungen und Feminizide

Am 2. Februar protestierten hunderte von Frauen in Mexiko-Stadt und in weiteren 14 Bundesstaaten gegen die zunehmende Gewalt, Ermordung und Entführung von Frauen im Land. Unter dem Motto „Die Nacht gehört uns“ zogen die Frauen mit Fahrrädern, Rollschuhen und zu Fuß bis ins Zentrum der Hauptstadt. Dort zündeten sie eine aus Pappe gefertigte Figur eines Frauenmörders an und legten eine Schweigeminute in Erinnerung an die verschwundenen und ermordeten Frauen in Mexiko ein.

https://amerika21.de/2019/02/221798/gewalt-gegen-frauen-mexiko

 

 

Migrantenkarawanen erreichen erneut Mexiko-Stadt

In den temporären Flüchtlingsunterkünften in Mexikos Hauptstadt sind tausende Migranten angekommen, die sich Mitte Januar von San Pedro Sula in Honduras aus auf den Weg in die USA gemacht haben. Die Behörden zählten am Montag knapp 2000 Personen im Stadion Jesús Martínez. Dort ist eine Zeltstadt eingerichtet, die bis zu 5000 Menschen aufnehmen kann. Die Durchreisenden dürfen zehn Tage bleiben, erhalten Decken, Nahrung und ärztliche Versorgung. Dabei orientiere man sich an Protokollen zur Einhaltung der Menschenrechte, erklärte die Ombudsfrau der Hauptstadt, Nashieli Ramírez. Die Migranten, die ohne Papiere ins Land gekommen sind, können außerdem ein humanitäres Visum beantragen.

https://amerika21.de/2019/02/221276/neue-migrantenkarawanen-mexiko

 

 

SCHWEIZER FIRMEN UND ANDERE MULTIS

Unmut in Mexiko über Deal mit Nestlé

Der vom mexikanischen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador (Amlo) verkündete Deal mit dem Schweizer Unternehmen Nestlé wird von Kaffeebauern massiv kritisiert. Wie López Obrador im Dezember vergangenen Jahres bekanntgab, will der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern eine 154 Millionen-US-Dollar teure Produktionsstätte im für Kaffeeanbau bekannten Bundesstaat Veracruz errichten. Dort sollen künftig 20 000 Tonnen Kaffee jährlich verarbeitet werden und 10 000 Arbeitsplätze geschaffen werden.

Kleinbauern-Vereinigungen protestieren gegen das Vorhaben und prangern an, dass Nestlé in Mexiko und weltweit seit Jahrzehnten Arbeiter ausbeute. Regionale Kaffeebauernorganisationen verweisen auch auf Erfahrungen, die mit anderen transnationalen Unternehmen wie Starbucks gemacht worden waren. Sie kritisierten zudem, dass die Interessen der Kleinbauern nicht berücksichtigt würden.

https://amerika21.de/2019/02/221457/mexiko-deal-mit-nestle

 

Öffentliche Forschungsgelder für Multinationale

Am 15. Januar 2019 machte Elena Álvarez-Buylla, die neue Direktorin des Nationalen Wissenschafts- und Technologierates Conacyt, bekannt, dass diese Einrichtung in der vorausgegangenen Regierungsperiode etwa 50 Milliarden Pesos (etwa 2,3 Milliarden Euro) an Privatunternehmen vergeben hat; in Form von Subventionen, Steuervorteilen und anderen Privilegien. Über „Forschungsprojekte“ schluckten sie öffentliche Gelder. Bei vielen davon handelte es sich um große multinationale Unternehmen, wie Monsanto und andere Gentech-Unternehmen, Pharma-Giganten wie Bayer und Sanofi-Aventis, Chemie-Multis wie Dow Chemicals, Autokonglomerate wie Ford und General Motors, globale IT-Firmen wie Intel, IBM und Samsung.

https://www.npla.de/allgemein/mexiko-oeffentliche-forschungsgelder-fuer-multinationale/

 

„Europa mitverantwortlich für Mexikos Krise“ – Interview mit Anabel Hernández

Die mexikanische Journalistin Anabel Hernández, Gewinnerin des DW Freedom of Speech Award 2019, spricht über die Korruption in ihrem Land und die internationale Mitverantwortung für die Macht der Drogenmafia in Mexiko.

https://www.dw.com/de/europa-mitverantwortlich-f%C3%BCr-mexikos-krise/a-47575774

 

 

 

VERANSTALTUNGEN UND HINWEISE

 

Sa, 9. März, Frauendemo Zürich, 13.30 Uhr Hechtplatz

 

Fr, 22. März, Dokfilm über die zapatistische Bewegung „People without Faces“, mit Input der Chiapas-Soligruppe, Kino Reitschule Bern (im Rahmen des Mexiko-Zyklus vom März)

Programm: https://reitschule.ch/reitschule/kino/?a=zyklus&id=201&kaldat=2019-03-01

 

Infoclip zu den unhaltbaren Zuständen in den Notunterkünften (wo die Geflüchteten untergebracht sind, deren Asylgesuch abgelehnt wurde), von der antirassistischen Gruppe „keinegrenzeseebach, https://wo-unrecht-zu-recht-wird.ch/de/Aktuell