Café RebelDía – das Projekt

Wie es dazu kam

Zweieinhalb Jahre nach dem zapatistischen Aufstand vom 1. Januar 1994 fand im Sommer 1996 das erste „Interkontinentale Treffen gegen den Neoliberalismus und für die Menschlichkeit“ in den 5 neu gegründeten Aguascalientes – den politischen und kulturellen Zentren der zapatistischen Regionen – statt. Dieses war der Auslöser für die Gründung der ersten zapatistischen Kooperative Mut Vitz (Berg der Vögel) mit dem Ziel, Kaffee zu exportieren. Am Treffen nahmen solidarische Leute aus 44 Ländern teil, u.a. auch von der Direkten Solidarität mit Chiapas.

Doku

Es vergingen 3 Jahre, bis Mut Vitz den ersten Kaffee in die USA exportierte. Über das neugegründete Hamburger Kollektiv Café Libertad, welches einige Paletten aus den USA importierte und röstete, kam die Soligruppe zum ersten zapatistischen Kaffee. Daraufhin war klar, dass wir diesen Kaffee direkt importieren wollten. Der Kaffee war für uns ein Projekt, uns noch stärker mit den Zapatistas zu solidarisieren und diese zu unterstützen. Wir vertrieben den Kaffee in der Schweiz unentgeltlich.

Mit Bertschi Café aus Birsfelden fanden wir einen engagierten Importeur und Röster, der sich schon länger im Bereich biologisch-organischer Kaffee einsetzte. So konnten wir ab dem Jahr 2000 zusammen mit Café Libertad den ersten Container (17 Tonnen) des zapatistischen Rohkaffees nach Europa importieren, und Café RebelDía fand bei immer mehr Solidarischen und KaffeeliebhaberInnen Anklang. Seit 2008 importieren und vertreiben wir den Kaffee über gebana. Kurz darauf wechselten wir zur Rösterei Rast in Ebikon, mit der wir seither zusammenarbeiten.

 

Von „Mut Vitz“ zu „Yachil“ und „Comunidades de Bosques Mesófilos“ (CBM)

Aufgrund von finanziellen Problemen musste sich die Kooperative Mutz Vitz 2007 auflösen. Die meisten der bisherigen Kaffeebauern schlossen sich 2008 Yachil Xojobal Chulchán (Link) an, einer anderen zapatistischen Kooperative, von der wir auch heute noch unseren Kaffee beziehen.

2015 konnte Yachil wegen der Pilzkrankheit Roya, die ganz Südmexiko betraf, nur rund die Hälfte ernten. Dies veranlasste uns, nach Kaffeekooperativen zu suchen. Mit Kaffeeproduzenten aus der Sierra Juarez, die der grossen Kooperative Michizá Yeni Naván angeschlossen waren, haben wir eine erfahrene Kooperative gefunden, deren Bemühungen für Autonomie und fairen Handel wir unterstützen. Diese regionale Untergruppe von Michizá organisierte sich neu und nennen sich nun Comunidades de Bosques Mesófilos (CBM).

 

Solidarischer Handel statt Labels

Zu Beginn benutzten wir das Max Havelaar-Label, worauf wir jedoch seit 2006 verzichten. Ausschlag gab das für uns zweifelhafte Auftreten von Havelaar am „Open Forum“ des WEF 2003 in Davos, aber auch unsere wachsende Kritik an ihrer Politik, bei der die Umsatzsteigerung im Zentrum steht, den Kunden aber schönfärberisch den „fairen Handel“ propagiert. Café RebelDía sieht sich als ein Projekt des solidarischen Handels. Für den Kaffee bezahlen wir einen Kilopreis, der leicht über dem üblichen Fair Trade gehandelten Kaffee liegt. Wobei uns bewusst ist, dass auch fair gehandelte Produkte nicht losgelöst von kapitalistischer Marktlogik sind. Dafür haben wir seit Beginn einen Solidaritätspreis eingeführt. Damit unterstützen wir einerseits die zapatistische Bewegung, andererseits Projekte in Südmexiko, die sich für Autonomie, Gesundheit und Menschenrechte der indigenen Bevölkerung einsetzen. Bei Bedarf tragen wir auch etwas zum Aufbau der Kooperativen bei. Es ist uns wichtig, dass der „Ertrag“ in gemeinschaftliche Projekte fliesst, und nicht „nur“ in die Kooperativen, da nicht die gesamte Bevölkerung über Land und Kaffeepflanzen verfügt.

Ebenfalls 2006 stiegen wir nach einer Umfrage bei unseren Kunden von der Bio-Knospe aus, da wir auch in diesem Label keinen echten „Vorteil“ sahen, ausser dass es zusätzlich kostete. Vorderhand stützen wir uns auf das mexikanische Biolabel certimex, das den biologischen Anbau bereits garantiert.