Die Kaffeekooperativen

Die Kaffeekooperativen, mit denen der Verein Café RebelDía zusammenarbeitet, sind einerseits Teil der zapatistischen Bewegung in Chiapas. Ziel der Zapatistas ist der Aufbau einer indigenen Autonomie in Bezug auf die Gesundheit, Bildung und Verwaltung – unabhängig vom mexikanischen Staat. Dabei folgen sie den Ansätzen der solidarischen Ökonomie und ökologischen Landwirtschaft. Die zapatistischen Kaffeekooperativen sind ein wichtiges Instrument, um die Selbstverwaltung zu verwirklichen. Andererseits arbeiten wir seit einigen Jahren auch mit anderen Kooperativen aus Südmexiko zusammen, deren Grundanliegen es ist, sich selbstbestimmt zu organisieren und deren Hintergrund auch politische Kämpfe sind.

 

Die zapatistische Kooperative Yachil Xojobal Chulchán (Chiapas)

Diese Kaffeebäuerinnen und -bauern aus dem Hochland von Chenalhó sind Teil der zapatistischen Bewegung. Die Zapatistas organisieren sich im südlichen Bundesstaat Chiapas in autonomen, vom mexikanischen Staat unabhängigen Gemeinden, die ihr Bildungs- und Gesundheitswesen und die Rechtssprechung selbst verwalten. Kaffee ist für die indigenen Kleinbauern und ihre Gemeinden eine wichtige Einnahmequelle. Seit 2018 nehmen die bewaffneten Angriffe in der Region Aldama, in welcher auch Kaffeebauern von Yachil leben, zu. Dies erschwert die Arbeit auf den Kaffeefeldern.

In Zusammenarbeit mit unserem Verein kauft, importiert und vertreibt die Fairtrade-Organisation gebana seit 2008 Kaffee von der zapatistischen Kooperative Yachil Xojobal Chulchán.

 

Die Kooperative Corazón de la Montaña (Puebla)

Entstanden ist die Kooperative Corazón de la Montaña in jahrelanger Aufbauarbeit aus der Widerstandsorganisation MAIZ (Indigene Zapatistische Agrarbewegung). MAIZ selbst gründete sich, um ihr Territorium, ihren Fluss und ihre Lebensgrundlage zu verteidigen.

Quelle: Campo Abierto

Momentan zählt Corazón de la Montaña 50 Mitglieder. Gut weitere 100 Bauernfamilien führt MAIZ über Aus- und Weiterbildung an die Kooperativenstruktur heran. Sie bauen den Kaffee in der Sierra Negra an, einem Berggebiet, das an die Bundesstaaten Veracruz und Oaxaca angrenzt. Dieses abgelegene Kaffeeanbaugebiet liegt auf 90 bis 1600 m.ü.M. Der Kaffee wird naturnah und ohne Pestizide produziert, doch strebt die Kooperative an, sich biologisch zertifizieren zu lassen.

Aktuell werden die Mitglieder von Corazón de la Montaña durch die Aufkäufer der Kaffee-Multis wie Nestlé und Starbucks gedrängt, ihnen den Kaffee zu verkaufen und nicht an die unabhängige Kooperative. Die Zwischenhändler der Multis versuchen, in der Region möglichst viel Kaffee aufzukaufen und damit den Organisationsprozess der neuen Kooperative zu sabotieren.

Quelle: Campo Abierto

Die Kooperative will ihren Kaffee möglichst direkt an solidarische Konsument*innen verkaufen. 2021 exportierten sie zum ersten Mal nach Europa. Es ist der Kooperative zudem wichtig, auch lokale Netzwerke in Mexiko mit Kaffee zu beliefern.

Der Verein Café RebelDía unterstützt seit längerem den politischen Kampf von MAIZ. Umso mehr freuen wir uns, die junge Kooperative Corazón de la Montaña in ihren ersten Schritten zu begleiten. Wir hoffen, dass daraus eine langfristige Partnerschaft entstehen wird.

Hintergrundinfos zum Kampf von MAIZ und zum Verschwinden von Umweltaktivist Sergio Rivera im August 2018, aktiv im Kampf gegen das Wasserkraftprojekt Coyolapa-Atlzala: https://amerika21.de/2018/08/210880/mexiko-verschwindenlassen

 

Reportage: 5 Jahre Straflosigkeit im Fall Sergio Rivera (Okt. 2023)
Sergio Rivera wurde 2018 verschwunden gelassen. Als er vernahm, dass man am Rio Paso ein Wasserkraftwerk erstellen wollte, das die Minengesellschaft Autlan mit Energie versorgen sollte, wurde er zum Umweltverteidiger der Region.
Ebenfalls lesenswert sind die Hintergründe der Kooperative Corazon de la Montana, von denen wir seit 2 Jahren Kaffee importieren.
Weiterlesen (auf Spanisch, mit vielen Fotos): https://adondevanlosdesaparecidos.org/2023/10/02/sergio-rivera-cinco-anos-de-impunidad-ante-la-desaparicion-del-defensor-de-los-rios/

Podcast: Puebla – Una promesa al rio (Okt. 2023)
Erzählt wird auch hier die Geschichte von Sergio und des Widerstandes gegen das Wasserkraftwerk, der u.a. dank des Gemeinschaftsradios erfolgreich war – obwohl das Projekt nur auf Eis gelegt wurde. In der Reihe Periodismo de lo Posible, CESDER (Centro de Estudios para el Desarrollo Rural)
Anhören (auf Spanisch, 35 min): https://archive.org/details/ep-10-periodismo-de-lo-posible-puebla-una-promesa-al-rio

La coopérative Corazón de la Montaña (Puebla)

Mars 2022. La coopérative Corazón de la Montaña est née suite à des années de préparation de l’organisation de résistance MAIZ (Mouvement agraire indigène zapatiste). Des paysans ont fondé ce mouvement pour défendre leur territoire, leur rivière et leurs moyens de subsistance.

Quelle: Campo Abierto

A l’heure actuelle, Corazón de la Montaña compte 50 membres. Une centaine de familles paysannes suivent à l’heure actuelle des formations avec MAIZ, qui pourraient déboucher sur une intégration dans la structure de la coopérative. Elles cultivent le café dans la Sierra Negra, une région de montagne à la limite des Etats de Veracruz et d’Oaxaca. Cette région reculée se situe entre 90 et 1600 mètres d’altitude. Le café y est produit en pleine nature et sans pesticides, et la coopérative vise une certification à cet égard.

Actuellement, les membres de Corazón de la Montaña sont sous pression de multinationales du café comme Nestlé et Starbucks pour qu’ils/elles vendent leur café à elles et non à la coopérative indépendante. Les intermédiaires des multinationales essaient d’acheter le plus de café possible dans la région pour saboter ainsi le processus organisationnel de la nouvelle coopérative.

Mais la coopérative veut vendre son café de préférence directement aux consommateurs/trices solidaires. L’année passée, elle en a exporté pour la première fois en Europe. En outre, la coopérative tient à livrer également son café à des réseaux locaux du Mexique.

L’association Café RebelDía soutient depuis longtemps le combat politique de MAIZ. C’est donc avec un immense plaisir que nous accompagnons Corazón de la Montaña dans ses premiers pas de jeune coopérative. Nous espérons qu’il en résultera un partenariat à long terme.

 

Die Kooperative Maya Vinic (Chiapas)

Die Kooperative Maya Vinic entstand aus der zivilen indigenen Organisation Las Abejas (die Bienen). 1999 trafen sich die Vertreter*innen der Abejas, um über die Zukunftsaussichten ihrer Gemeinden zu beraten. Die meisten von ihnen verdienten ihren Unterhalt als Kaffeebauernfamilien. Doch bezahlten die Coyotes (Zwischenhändler) zu tiefe Preise für den Kaffee. Um sich gemeinsam von dieser Abhängigkeit zu befreien, gründeten sie die Kaffeekooperative Maya Vinic. Heute zählt die Kooperative rund 600 Mitglieder, von denen die meisten den Abejas angehören.

Gleichberechtigung, gemeinsam Arbeiten, der Respekt gegenüber der Natur und ihren Ressourcen (biologischer Anbau) und das Prinzip des solidarischen Handels prägen die Kooperative bis heute.

Die zivile Organisation Las Abejas hat ihren Versammlungsort in Acteal (Chenalhó), dem Ort des Massakers vom 22. Dezember 1997. 45 Personen, die gerade am Beten und Fasten waren, wurden damals von Paramilitärs brutal ermordet. Aufgrund der Gewalt, die in Chiapas ausgebrochen war – auch gegen Kinder und Frauen – mussten damals mehr als 2000 Personen aus ihren Häusern fliehen.

Den Kampf gegen Ungerechtigkeit und Verletzung von Menschenrechten führen die Abejas schon seit langem, in organisierter Form seit 1992. Im Gegensatz zur zapatistischen Bewegung verstehen sie sich als pazifistische Organisation im Widerstand.

Video auf Spanisch (30 min): https://vimeo.com/434531933

Webseite der Abejas: https://acteal.blogspot.com/p/historia-de-las-abejas.html

 

Die Kooperative Comunidades de Bosques Mesófilos

Die Kooperative produzierte bis 2016 Kaffee unter dem Namen der Kooperative Yeni Naván Michiza, was auf Zapotekisch soviel heisst wie «Lebendiges Licht». Zu Yeni Naván Michiza gehören Kaffeebauern aus fünf Regionen von Oaxaca. Im Zug einer Neuorganisierung entschieden sich die Kaffeebauern der Sierra Juarez, als eigenständige Kooperative zu arbeiten, und nennen sich seither Comunidades de Bosques Mesófilos. Politisch stehen die Kleinbauern der Region Oaxaca den Zapatistas nahe. Die Kooperative setzt auf die Werte der kollektiven Arbeit, Solidarität und der selbstverantwortlichen Verwaltung sowie der ökologischen Landwirtschaft. Der Frauenanteil ist mit 40 % beachtlich, und seit 1988 produziert die Kooperative Bio-Kaffee.

Nach der Knappheit von zapatistischem Kaffee aufgrund der Kaffeepilzkrankheit“Roya“, die ab 2013 in bestimmten Gebieten von Mittel-und Zentralamerika grosse Ernteeinbussen forderte, begann 2015 die Zusammenarbeit mit dieser in Oaxaca beheimateten Kaffeekooperative. Aufgrund interner Schwierigkeiten, vor allem in Bezug auf Verantwortlichkeiten, die die Arbeit einer Kooperative mit sich bringt, konnte der Verein Café RebelDía/gebana nur bis 2019 von ihnen Kaffee importieren.