Fein fair fuerte – Espresso RebelDía und eine neue Kooperative
März 2022. Wie bereits im August 2021 angekündigt, ist es nun soweit. Cafe RebelDía wird neu aufgemischt und erhält nach gut 22 Jahren eine rebellische Compañera.
Als Premiere und vorerst in begrenzter Auflage verkaufen wir nun also auch Espresso RebelDía ! Es hat, solange es hat !
Mit der Kooperative Corazón de la Montaña (Tepeyolo, dt. Herz des Berges) aus Puebla haben wir neu die Möglichkeit, nicht nur Arabica- sondern auch Robusta-Kaffee zu importieren, welcher für die Espressomischung notwendig ist. Sollte Espresso RebelDía auf Anklang stossen, wollen wir den Kaffee gern in grösserer Auflage anbieten. Wie schmeckt er euch? Wir laden Euch ein, an unserer Umfrage teilzunehmen – per QR-Code, Kurzlink unten oder direkt über unsere Homepage. Wir sind gespannt auf Eure Reaktionen !
Link zu unserer Umfrage zu Espresso RebelDía: https://bit.ly/3gExLVy
Danke für Eure Teilnahme!
Infos zur Kooperative Corazón de la Montaña
LoRa-Sendung auf Spanisch vom 21. 12. 2021 zur Kooperative und zu Espresso RebelDia:
Kurzfilm (sp/dt): Corazón de la Montaña – Kooperative Café Tepeyolo und Café RebelDía
Juni 2022. Das Kollektiv Campo Abierto zeigt Eindrücke aus der Sierra Negra, wo sich die Nahua-Gemeinden in der neuen Kooperative „Herz der Berge“ (Corazón de la Montaña) organisieren.
Mit dieser jungen Kooperative wird Café RebelDía neu aufgemischt und erhält nach 22 Jahren eine rebellische Compañera: Aus dem Robusta- und teils auch aus dem Arabica-Kaffee von Corazón de la Montaña aus Puebla entstand die neue Café RebelDía-Espressomischung.
Zum Kurzfilm: https://vimeo.com/708717568
fein fair fuerte – Espresso RebelDía et une nouvelle coopérative
Mars 2022. Comme annoncé en août 2021, le moment est enfin venu: Cafe RebelDía vous présente, après 22 années, sa nouvelle compañera rebelle sous la forme d’un nouveau mélange.
En première et d’abord en édition limitée, nous vendons désormais du Espresso RebelDía (dans la limite des stocks disponibles).
Grâce à la coopérative Corazón de la Montaña (Yololtepetl, Coeur de la Montagne) de Puebla, nous avons désormais la possibilité d’importer non seulement du café arabica mais aussi du robusta, qui est nécessaire pour réaliser le mélange pour café expresso. Si Espresso RebelDía rencontre du succès, nous souhaitons proposer ce café en plus grande quantité. Comment le trouvez-vous ? Nous vous invitons à participer à notre enquête au moyen du code QR, du lien bref ou directement sur notre site Internet. Nous attendons vos retours avec impatience !
Lien vers notre enquête sur Espresso RebelDia: https://bit.ly/366zqRE
Nous vous remercions pour votre participation !
Information sur la coopérative Corazón de la Montaña
Café RebelDía: fein fair – Südmexiko
Die Verpackung von Café RebelDía erscheint ab August 2021 in leicht abgeänderter Form: Das Biolabel fällt zurzeit weg. Unsere Mischung besteht momentan aus zertifiziertem Kaffee der zapatistischen Kooperative Yachil und Kaffee der autonomen Kooperative Maya Vinic (beide Chiapas). Dieses Mal ist der Kaffee von Maya Vinic jedoch von Bauern in Umstellung. Für den Kaffeeanbau selbst und die Qualität ändert das nichts, doch gleichzeitig unterstützen wir so diese Bauern auf ihrem Weg zum Label.
Die neue Herkunftsbezeichnung „Südmexiko“ auf der Verpackung erlaubt es uns, nicht jedes Mal, wenn wir Kaffee einer neuen Kooperative beziehen, diese anpassen zu müssen. Die jeweiligen Kooperativen und deren Herkunft sind weiterhin auf der kleinen weissen Etikette auf der Rückseite erwähnt.
Café RebelDía: Kaffee der Kooperativen Maya Vinic und Yachil
Dez. 2020. Der Verein Café RebelDía importiert Ende 2020 erstmals Kaffee von Maya Vinic. Die aktuelle Mischung besteht somit aus hochwertigem Kaffee der zapatistischen Kooperative Yachil Xojobal Chulchan und der Kooperative Maya Vinic, beide aus dem Hochland von Chiapas.
Die Kooperative Maya Vinic entstand aus der zivilen indigenen Organisation Las Abejas (die Bienen). 1999 trafen sich die Vertreter*innen der Abejas, um über die Zukunftsaussichten ihrer Gemeinden zu beraten. Die meisten von ihnen verdienten ihren Unterhalt als Kaffeebauernfamilien. Doch bezahlten die Coyotes (Zwischenhändler) zu tiefe Preise für den Kaffee. Um sich gemeinsam von dieser Abhängigkeit zu befreien, gründeten sie die Kaffeekooperative Maya Vinic. Heute zählt die Kooperative rund 600 Mitglieder, von denen die meisten den Abejas angehören.
Gleichberechtigung, gemeinsam Arbeiten, der Respekt gegenüber der Natur und ihren Ressourcen (biologischer Anbau) und das Prinzip des solidarischen Handels prägen die Kooperative bis heute.
Die zivile Organisation Las Abejas hat ihren Versammlungsort in Acteal (Chenalhó), dem Ort des Massakers vom 22. Dezember 1997. 45 Personen, die gerade am Beten und Fasten waren, wurden damals von Paramilitärs brutal ermordet. Aufgrund der Gewalt, die in Chiapas ausgebrochen war – auch gegen Kinder und Frauen – mussten damals mehr als 2000 Personen aus ihren Häusern fliehen.
Den Kampf gegen Ungerechtigkeit und Verletzung von Menschenrechten führen die Abejas schon seit langem, in organisierter Form seit 1992. Im Gegensatz zur zapatistischen Bewegung verstehen sie sich als pazifistische Organisation im Widerstand.
Video auf Spanisch (30 min): https://vimeo.com/434531933
Webseite der Abejas: https://acteal.blogspot.com/p/historia-de-las-abejas.html
Das Wirken der rebellischen Bohne – Ein Reisebericht
Anfangs März 2018 kommen wir in San Cristóbal de la Casas an, einer Kolonialstadt im Hochland von Chiapas. Ganz offensichtlich dreht sich hier vieles um Tourismus, Kunsthandwerk und Kaffee. An jeder Ecke hat es kleine bis mittelgrosse Röstereien. Es gibt Kaffee mit dänischem Filtersytem, im klassischen Barista-Stil, Frappuccino und alles, was das kaffeeaffine Herz begehrt. Auch Starbucks fehlt seit Januar 2018 nicht, mit etwas der Region angepassten Innendesign. Vor Jahren wurde Chiapas als Land des Kaffees angepriesen. So werden ebenfalls Besichtigungstouren auf Kaffeefelder angeboten.
Auch wir fahren aufs Feld mit unserer „Handelspartnerin“ der Kaffeekooperative Yachil Xojobal Chulchán. Nach einer etwa zweistündigen Fahrt – unter anderem durch Chenalhó, wo es kürzlich zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kam (siehe Februar-Newsletter) – werden wir von mehreren Bauern empfangen. Gemeinsam steigen wir zu einem Feld hoch. Im Schatten, umgeben von einigen Bananenbäumen und neben einem kleinen Beet, in dem Kaffeepflanzen aufgezogen werden, führen wir ein Gespräch, mit Übersetzung auf Tzotzil. Wir bekommen eine kleine Einführung, welche Kaffeesorten angepflanzt und wie sie gepflegt werden müssen. Der Kaffeepilz Roya, der 2014 in Mittelamerika ausbrach und die Ernten um die Hälfte verringerte, sei zu 90% bekämpft. Die neuen Pflanzen seien nun soweit gewachsen, dass sie für die Ernte bereit seien. Vier Jahre braucht eine neu angezogene Kaffeepflanze, bis sie ihre erste Ernte abgibt.
Auf die Frage, wie lange der Bauer, auf dessen Feld wir stehen, brauche, um aufs Feld zu gelangen, antwortet er, ungefähr zwei Stunden, in der Regel zu Fuss. Früher habe er hier in der Nähe seines Feldes gewohnt. Auf einem kleinen Grundstück mit Land für die Selbstversorgung. Doch dann kamen 1997 die Paramilitärs und sie mussten fliehen. Seither leben sie in Polhó, wo sie sich sicherer fühlen, weil die Bewegung dort stärker vertreten ist. Nur manchmal, nach einem sehr langen Arbeitstag übernachten sie in ihren alten Häusern. Die Felder konnten ihnen nicht weggenommen werden. Zum Leben jedoch könnten sie nicht zurückkehren, es sei zu gefährlich. Ob sie heute auch noch angegriffen würden, wollen wir wissen. Nein, aber Beleidigungen und Schikanen würden zum Alltag dazugehören. Etwas später werden wir auf eben diesem Grundstück zum Mittagessen eingeladen. Idyllisch wirkt es hier, mit einer wundervollen Aussicht, umgeben von meterhohen Bäumen, von Maisfeldern, einer kleinen Kaffeeplanzen-Aufzucht und Kaffee, der zum Trocknen auf dem Betonboden liegt. Dann zeigt der Bauer in verschiedene Richtungen und meint: „Von dort kamen sie damals, in der Nacht. Wir hatten Angst und mussten fliehen. “
In Polhó lebten ab 1997 zwischen 7500 und 10’000 Vertriebene. Viele sind heute noch dort und leben in teilweise prekären Wohnverhältnissen, ohne Land für die Selbstversorgung. Einige sind ganz weggezogen oder aus der Bewegung ausgestiegen, nur wenige sind zurückgekehrt. 20 Jahre ist das her, aber die Erschütterung, die Ungerechtigkeit und die damit verbundenen Einschränkungen sind geblieben. Trotzdem machen sie mit Überzeugung weiter.
So verabschieden wir uns am Abend von Yachil, bewegt vom breiten Panorama an Eindrücken. Vertreibungen und Spannungen sind in der Region Normalität. Das haben wir von verschiedenen Seiten gehört. Die Situation in Chalchihuitán (Landkreis Chenalhó) hat sich zum Beispiel nicht verbessert. Ein Kooperativenmitglied, das auf unserem Besuch mit dabei ist, erzählt von einem ähnlichen Konflikt, der in seinem Dorf gärt. Er selber hält sich aufgrund seines Amtes in der Kooperative unter der Woche in San Cristobál auf. Ob er nicht um seine Familie besorgt sei, wollten wir wissen. Nein, weil seine Brüder dort seien. Später erfahren wir, dass dieser Konflikt dort seit Jahren auf und abschwelt.
Und trotzdem überwiegt bei unserem Besuch der Eindruck von grosser Motivation, die Kooperative weiter auszubauen, die Autonomie im Kollektiv voranzubringen, mehr Kaffee zu produzieren. Gerade eben haben sie eine neue Rösterei gebaut; ihr nächstes grosses Projekt ist eine eigene Verarbeitungsfabrik für den Export. Das beinhaltet allerdings auch, im ständigen Dialog zu sein, wie der Spagat zwischen Exportgeschäft und einer nichtkapitalistischen Marktlogik zu bewerkstelligen sei. Regelmässige Versammlungen auch mit dem zapatistischen „Rat der guten Regierung“ (JBG) gehören für die Socias/Socios dazu.
Neben diesen Diskussionen und Selbststeuerungsprozessen bleibt stets auch die Abhängigkeit vom Handel und Staat. So zum Beispiel die Sorge, ob der Kaffee in solidarischen Strukturen verkauft werden kann. Mehr noch aber – dies wurde während unserem Treffen ebenfalls öfters geäussert – die Angst, dass durch die ständig wechselnden, restriktiveren Handelsgesetze ihre Art zu arbeiten und die Kooperative angreifbar werden.
Die Bauern, die wir besuchten, bedanken sich ganz herzlich das wir ihnen den Kaffee zu einem guten Preis abnehmen, und hoffen, das dies noch lange so bleiben wird.
Auch wir bedanken uns bei ihnen dafür, dass wir diesen Kaffee geniessen können. Kein einfacher Weg, den sie gehen, denn der Boden, auf dem sie schreiten, ist äussert fragil.
Das Wirken der rebellischen Bohne
Die Besuche an den Orten, in die die Gewinne des Café RebelDía zurückfliessen, zeigen, dass es sinnvoll ist, die Gelder in diese Region zu senden.
Das Weiterspinnen an der zapatistischen Autonomie schreitet voran und trägt Früchte, wie wir bei unseren Besuchen in den zapatistischen Caracoles und mit unserer Teilnahme am „Ersten Internationalen Treffen der Frauen, die kämpfen“ erfahren konnten.
Dass der Zapatismus im globalen Norden jedoch nicht mehr in Mode ist, merken die NGOs und Menschenrechtszentren, die vor Ort nach wie vor eine sehr wichtige Arbeit leisten, daran, dass ihre langjährigen Geldgeberinnen abspringen.
Die Korruption und Straflosigkeit in Mexiko, die ihr alle aus den Zeitungen und aus unseren Berichten kennt, ist kaum aufzuhalten.
Soziale Bewegungen – ihrerseits oft ermutigt und inspiriert vom Zapatismus – die sich zu wehren versuchen, werden eingeschüchtert, indem ihre Mitglieder verschwunden gelassen und ermordet werden. Eure Kaffeegelder fliessen neben Chiapas auch in Menschenrechtsorganisationen in Oaxaca (Codigodh, CDH Tepeyac) und Guerrero (CCTI), die im Bereich Traumabetroffene, Rechtsberatung und Wiederaufbau eine enorme Arbeit leisten. Oft Arbeiten, die Sache des Staates wären, was sich bei den Erdbebenopfern wieder sehr deutlich zeigt. Sie fliessen aber auch in den Aufbau autonomer Schulprojekte (Isthmus, Oaxaca), in Gemeinden, wo der Staat seiner Pflicht, Schulen zu stellen, nicht nachkommt. Und in Gemeinden, die sich nicht von ihren Ländereien trennen werden, um multinationalen Projekten zu weichen. –Gemeinden, die sich nicht von ihren Ländereinen trennen werden, um multinationalen Projekten zu weichen. Ganz zu schweigen vom informellen Sektor, in welchem die Hausangestellten in Mexiko eine nicht anerkannte und darum schlecht bezahlte sowie rechtsfreie Arbeit leisten.
SADEC in Palenque ist eine Organisation, die autonome zapatistische Kliniken mit Personal, Know-How und medizinischem Material unterstützt, die wir seit Jahren mitfinanzieren.
Um nicht komplett von Unterstützung von aussen abhängig zu sein, haben sie angefangen, Kaffee aus der Zone zu vermarkten, auch in ganz Mexiko.
Ein weiteres Beispiel dafür, dass die rebellische Bohne als Produkt, von bewussten Menschen gehandelt, ihren Mehrwert durchaus zurück in die produzierende Region bringen kann.
So wünschen wir uns nichts mehr, dass weitere Nischen geöffnet werden, in denen Kaffee nicht als rentierende Kolonialware sehen, sondern als eine Handelsware, deren „Gewinn“ zurück in die Produktionsländer fliesst, in einen Wohlstand für alle. Ein dringend notwendiger Schritt.
Ein Reisebericht von Mitgliedern der Direkten Solidarität mit Chiapas, März 2018